Was als harmlose Paddeltour zur Ill geplant war, entwickelte sich zu einem wahren Alpenabenteuer. Schuld daran war ein Fischsterben, auf das uns Julia noch rechtzeitig aufmerksam machte. Also Plan B: eine spontane Tor nach Garmisch-Partenkirchen.
Der Auftakt war ungewöhnlich dynamisch. Unsere Anfahrt wurde unversehens zu einem Zwei-Stunden-Wettrennen gegen eine Gruppe Paddler aus Bad Kreuznach. Im stockenden Verkehr entwickelte sich ein zähes Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem jeder Spurwechsel als taktisches Manöver gewertet wurde. Wir waren überzeugt: Die wollen zum Eiskanal. Doch die Überraschung kam später.
Da die schönsten Zeltplätze restlos ausgebucht waren, zogen wir in eine Jugendherberge. Im Vergleich zu heißen Zeltwiesen und schnarchenden Zeltnachbarn eine echte Bereicherung. Mit Betten, Duschen, Frühstücksbuffet und Sauna. Ein Traum. Manche behaupten, sie hätten nur wegen der Pancakes genügend Energie für den nächsten Paddeltag gehabt.



Die ersten beiden Tage verbrachten wir an der oberen Isar. Einstieg war mitten im Naturschutzgebiet – erreichbar nur per Boots-Taxi. Während wir zu Beginn mehr Steine als Stromschnellen erlebten, wurde es später flotter und durchaus technisch anspruchsvoll. Es war so schön, dass wir die gleiche Strecke am zweiten Tag direkt nochmal fuhren. Diesmal mit einer Kenterung in 30 cm tiefem Wasser direkt nach dem Einstieg, kurzfristiger Paddelverlust inklusive. Eine sportliche Höchstleistung, wenn man bedenkt, dass man dort theoretisch auch hätte stehen können. In der Gleirschklamm machten wir Pause, badeten im Fluss und trainierten Wurfsack werfen mit drei Metern Seil. Mehr brauchten wir nicht – aber wir wären bereit gewesen!









Am Samstag stand die Imsterschlucht auf dem Programm. Laura, ehemaliger Raftguide, fuhr souverän die perfekte Linie vor. Bei Mittelwasser präsentierte sich der Inn in Bestform mit Wellen bis 2,5 Meter im „Rollercoaster“ alias Rohrbrückenschwall.
Besonders eindrucksvoll: Ein Paddler verlor mitten in einer der größten Wellen die Kraft, kenterte, scheiterte zweimal mit der Rolle und wollte gerade die Spritzdecke ziehen – und dann verschwand auch noch das Paddel. Was tut man in so einer Situation? Genau: eine Handrolle! Von der Szene werden wir noch oft erzählen:
„Weißt du noch, der Anfänger, der im Schwall das Paddel wegwarf, um lässig die Handrolle zu machen?“
Die Tour war so mitreißend, dass drei Unermüdliche sie gleich noch ein zweites Mal paddelten, während andere die nächstgelegenen Mountenbiketracks erkunden oder am Miami-Beach neue Kräfte sammelten. Am Aussteig des Inn trafen wir die Bad-Kreuznacher Paddler wieder, doch das drohende Gewitter lies uns nur wenig Zeit für eine kurze Unterhaltung.




Bei Pizza und Burger konnten wir noch ein mal auf den gelungenen Paddelurlaub anstoßen, bevor sich die Erste auf den Weg nach Hause begab um die lehren Autobahnen in der Nacht zu nutzen. Dabei wurde die Rückfahrt zur Jugendherberge für die restlichen Teilnehmer zum Geduldsspiel. Hunderte Zuschauer säumten die Straßen, um die traditionellen Bergfeuer zur Sommersonnenwende zu bestaunen. Wunderschön, aber unpraktisch wenn man sehr müde ist und eigentlich nur schnell in sein Bett will.
Am nächsten Tag, auf dem Weg zurück in die Pfalz, legten wir ein kurzer Stopp an der Loisach bei 84 cm Wasserstand ein. Selten hat man die Steine so gut gesehen und Paddler so ratlos. In stillem Gedenken an die nicht gepaddelte Ill hielten wir auch an der Raststätte Illertal Ost, einem architektonischen Gesamtkunstwerk von Hundertwasser. So endet das Abenteuer stilvoll.

